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Choreografie von Magierin vom Magistratsweg

In dem Theaterstück „die Magierin vom Magistratsweg“ gibt es eine Menge Szenen, in denen ich Bewegungs- und Reaktionsabläufe mit den Kindern sehr mühevoll choreografieren musste. Manchmal hat man das Glück, dass die Schauspieler instinktiv den Rhythmus einer Szene erfassen. Manchmal aber auch nicht. Dafür gebe ich dir hier ein paar Hilfen, wenn du dieses Theaterstück mal nachspielen willst oder dich generell interessiert, wie man Szenen "feinarbeitet". 

1.       

(Vorhang geht auf. Im Hintergrund liegt die Magierin (Reyhan) mit dem Zauberstab in der Hand unter einer Decke und wird angeleuchtet)

 

Nan:                      Was ist das?

Tas:                       Sieht aus wie so ein Zauberstab.

Ben:                      Kommt, wir schauen mal nach.

(Benny zieht am Zauberstab bekommt ihn aber nur schwer hinaus und zieht und zehrt)

Ben:                      Der hängt fest

(Benny schaut dabei zu den anderen hin und bemerkt nicht, dass sich die Decke plötzlich hebt.)

(Tasnim + Nancy erschrecken sich):         D - d –d –d –da da da da i i i i ist

Ben:                      Was ist denn los mit Euch?

(Benny dreht sich um)

Ben:                      Aaaaaaah!

Rey:                      Wer … stört meinen Schlaf?

(Tasnim + Nancy fliehen):             Aaaaaaah!

(Benny bleibt wie erstarrt stehen)

(Reyhan lässt den Zauberstab hin und her baumeln): Achte genau auf diesen Zauberstab! Ich verwandle dich in einen … Werwolf!

 

(Das Licht flackert. Benny windet sich und verwandelt sich in einen Wolf. Die Wolfsmaske setzt er sich während das Licht flackert auf. Das Licht hört auf zu flackern und Benny heult wolfsmäßig)

 

Choreografierung dieser Szene: Während der Vorhang aufgeht, gleitet die Szene von der Erzählung in die Handlung über. Die Kinder sehen im „Bullengraben" etwas Seltsames liegen. Das Ende eines „Stöckchens“ schaut aus der Erde. Die drei Schüler, die zuerst in einer Reihe nebeneinander standen, müssen also auf natürliche Weise den Blick auf „Das Grab“ freigeben. Sie drehen sich um und Benny nähert sich VORSICHTIG dem „Stöckchen“. Er sollte sich vorstellen, dass sich dahinter ein wertvoller Schatz verbergen könnte, aber auch vielleicht eine Klapperschlange. So hat er ein Motiv für die Vorsicht und ein Motiv um nicht wegzulaufen, sondern nachzusehen. Die Mädchen weichen etwas zur Seite, müssen aber drauf achten nicht mit dem Rücken zum Publikum zu stehen, sondern seitlich. Benny muss nicht wirklich kräftig am Stock ziehen, jedoch kräftig den Bauch anspannen und die Luft anhalten um Anstrengung vorzutäuschen. Dann dreht er sich zu den Mädchen und zuckt mit den Schultern. Im gleichen Augenblick hebt sich ganz langsam die Decke von Reyhan. Sie erwacht so, wie Dracula aus seinem Grab. Die Mädchen müssen schon auf die erste Bewegung mit einem Schreckatmer reagieren und die Augen weit aufreißen. Dann fangen sie an zu stottern. Benny dreht sich um macht jetzt auch einen Schreckatmer und schreit. Die Magierin spricht ihr Drohung aus und die Mädchen laufen schreiend davon. Benny bleibt aber wie erstarrt stehen und lässt sich hypnotisieren.

Eine gute Verwandlung zu spielen ist jetzt richtig schwierig. Sie sollte auf jeden Fall mit einem Ruck beginnen, der durch den Körper geht (Der Werwolf Dämon fährt in Benny rein) gefolgt von einer kurzen spannungsvollen Pause. Alles Weitere hängt von den Fähigkeiten des Benny Darstellers ab. Vielleicht ist er körperlich so fit, dass er eine gute Metamorphose hinlegen kann. Wenn Bühnenlicht zur Verfügung steht, kann der Prozess von einem Flackern unterstützt werden. Die Maske hatten wir damals unter der Decke versteckt, so dass Benny sie aufsetzen konnte, während er sich auf dem Boden wälzte. Das klappte aber nicht immer und er bekam es einfach nicht flüssig und glaubhaft hin. Also machten wir das Licht für die Verwandlung ganz aus, so dass nur wilde Geräusche zu hören waren. Als das Licht anging, stand Benny noch mit dem Rücken zum Publikum. Er drehte sich langsam um, starrte ins Publikum und heulte dann furchterregend. Wenn das heulen nicht so gut klappt, kann man das auch vom Band spielen.

 

2.       

(grasende Schafe – Schüler mit Schafsmasken)

Schafe: Mäh!

(Dunkel, Schwarzlicht an)

 

Ben:                      (Knurren!)

Schafe:                (Die Schafe verstummen)

Ben:                      (Tritt als Wolf auf und knurrt!)

Schafe: (Panik!)                Mäh!

Ben:                      (Jagt Schafe hinter den Vorhang!)

 

Choreografierung: Auch hier muss ein gutes Timing sein. Erst kommt das Knurren des Werwolfs aus dem Off. Die Schafe heben ihre Köpfe und schauen in die Richtung wo es herkommt. Dann tritt der Wolf auf und knurrt oder heult furchterregend. Erst wenn er das getan hat, flüchten die Schafe. Nicht vorher! Es muss ein kurzer Augenblick des Kontaktes zwischen Wolf und Schafen entstehen. Wenn die Schafe sofort wegrennen, verdirbt das die Spannung. Die Position der Schafe auf der Bühne und die Reihenfolge „beim Abgang“ muss genau abgesprochen sein, falls der Fluchtweg eng ist. Sonst stehen sie sich (auf allen vieren) gegenseitig im Weg rum und der Wolf muss warten bis alle verschwunden sind, um sie zu verfolgen. Manche hatten bei mir anfangs schon mit dem spielen aufgehört, obwohl sie noch zu sehen waren. Sie standen plötzlich auf zwei Beinen, um sich besser vorbeidrängeln zu können. Das verdirbt die Illusion, die ja beim Theater dazugehört.

 

3.       

(Nancy tritt mit Smartphone in der Hand auf)

Nan:                      Wo bleibt ihr denn alle? … Waaaas? Erst in 2 Stunden? … Und was soll ich jetzt solange machen? … Shoppen im Staaken Center? Willst du mich verarschen? … Ach was solls, ich gehe in die Arkaden … also bis nachher … ja genau. Wir treffen uns nachher hier am Pilzspielplatz!

Nan zum Publikum:        Na toll, jetzt kann ich allein shoppen gehen. Und nachher wollen die wieder die wieder „Prinzessin von Staaken“ spielen. Langweilig!

 

Choreografierung:

Beim Telefonieren muss Nancy natürlich kurze Pausen machen um zuzuhören, was auf der

anderen Seite der Leitung gesagt wird. Um es glaubwürdiger zu machen, hilft es, dass sie,

während sie zuhört, ein wenig nach oben schaut und beim Reden geradeaus oder nach unten

guckt. Ich hatte bei Nancy erst einmal mit einem richtigen Dialog trainiert. Ich simulierte

also den Gesprächspartner auf der anderen Seite:

Nan:                Wo bleibt ihr denn alle?

Ich:                  Was willst du? Wir sind doch erst in zwei Stunden verabredet.

Nan:                Was? Erst in zwei Stunden?

Ich:                  Ja! Wir haben am Mittwoch doch immer länger Unterricht.

Nan:                Und was soll ich jetzt solange machen?

Etc. etc.

Choreografierung:

Nancy war eher ein ruhiges Mädchen, aber es war bei ihr definitiv möglich, mehr rauszuholen.

Allerdings mit viel Mühe. Um sie in Schwung zu bringen, sollte sie ihr „Fake Smartphone“ bei

den Worten „Na toll“ auf den Boden schmeißen. Ansonsten musste ich ihr das sehr häufig

vormachen, wie man laut und wütend wird. Auch der Fortgang der Szene musste mühsam

erarbeitet werden:

(Benjamin wackelt am seitlichen Vorhang)

Nan:                      Nanu! … da hat doch was geraschelt! Ein Vogel vielleicht.

Ben (Off):           (Wolfsheulen!)

(Benny kommt aus dem Gebüsch!)

Nan:                      Aaaah!

(Nancy schlägt Werwolf mit Handtasche)

Ben:                      Auuuu! (Verschwindet im Gebüsch)

(Nancy rennt zur anderen Seite und da kommt Reyhan.)

Nan:                      Aaaaa! (Schlägt mit der Handtasche nach Reyhan.)

Rey:                      Auaaa! (Zeigt mit Zauberstab auf Nancy) Stopp! Achte genau auf diesen Zauberstab! Ich verwandle dich in eine … Riesenspinne!

(Flackerlicht)

(Nancy macht spinnenartige Bewegungen und Geräusche und setzt sich während der Verrenkungen die Spinnenmaske auf)

 

Choreografierung:

Nancys Kopf ruckt Richtung Vorhang mit dem Wort: „Nanu! (Nähert sich „dem Gebüsch“)

(zum Publikum) da hat doch was geraschelt. (Schaut wieder zum Vorhang) Ein Vogel vielleicht?

Wolf heult aus dem Off – Nancy Schreckatmer – Wolf erscheint – Nancy schreit – Werwolf knurrt – Nancy schlägt ihn mit Handtasche – Wolf flüchtet.

Damit diese Szene wirkt, muss punktgenau geatmet und gehandelt werden. Manche haben das instinktiv drauf und man muss sich nicht lang damit aufhalten. Das war bei Nancy nicht der Fall. Also konnte ich ihr was Interessantes beibringen Bewusstheit und Konzentration!

Das gilt auch für die Verwandlung durch Reyhan. Reyhan hatte Nancys Spinnenmaske unter ihrem Zaubermantel versteckt und reichte ihr diesen während das Licht kurz aus war um dann einen Augenblick zu flackern. Auch das Schlagen mit der Handtasche musste gründlich geübt werden, Nancy tat es anfangs nur sehr zaghaft und unglaubwürdig.

 

4.       

 

(Tasnim betritt vorsichtig die Bühne)

Tas:                       Wie schrecklich …ich habe Angst … wie schrecklich …

Tas (zum Publikum): Psssst

(Totale Stille)

(Daijan, Veronika, Michelle, Olivia rennen schreiend auf die Bühne): Aaaaaaaaaah!

Tas:                       Aaaaaa! Seid ihr verrückt? Ich kriege gleich einen Herzinfarkt.

(Alle durcheinander! Jeder wiederholt seine Worte immer wieder):

Dai:                        Eine Riesenspinne!

Ver:                       Wo ist Sudenaz?

Mic:                       Der Werwolf (jault wie Wolf)

Ola:                       Die Magierin!

Tas:                       Ruhe!

(Alle sind ruhig und zittern übertrieben während sie Tasnim anschauen.)

 

Choreografierung:

ihrem Auftritt sehr viel Spannung und es wird ganz still (sofern das Publikum mitspielt, wenn sie „Pscht“ sagt). Dann stürmten urplötzlich die anderen Mitspieler lautstark auf die Bühne. Einige der Zuschauer hatten vor Schreck aufgeschrien. Dadurch wird das Thetaerspiel für das Publikum noch aufregender.

Danach sollten sie „improvisierend“ durcheinander auf Tasnim einreden. Das klappte aber nicht. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Also gab ich jeden von ihnen einen Satz, den er so lange wiederholen sollte, bis Tasnim „Ruhe“ rief.

 

5.       

 

Rey:                      Ein Monster! Ich hasse Monster. Warte nur. Ich mache einen Regenwurm aus dir. Abrakadabra …

Tasnim kommt von Hinten angeschlichen, schnappt sich den Zauberstab und spuckt drauf

 

Choreografierung:

Wie immer, wenn jemand einem anderen was auf der Bühne wegnimmt, besteht die Gefahr,

dass es gestellt aussieht. Also übte ich auch das mit den Kindern. Mal spielte ich die Magierin

und wenn Tasnim nicht schnell genug war, zog ich den Zauberstab weg. Sie musste also wirklich

versuchen mich zu überlisten. Und dann gab ich Reyhan die Aufgabe, den Zauberstab

wegzuziehen, wenn Tasnim nicht schnell genug war. Wenn Tasnim sich den Stab geschnappt

hatte, musste sie mit dem Kopf zur Seite rucken und einen Schreckatmer machen. Vorher

musste sie sich aber voll auf „das Monster“ konzentrieren, damit sie wirklich abgelenkt war.

 

Natürlich kostet die Arbeit an diesen Choreografien viel Extrazeit, aber es lohnt sich! Nicht nur

wegen des Effektes beim Publikum, sondern ebenfalls, weil es ein tolles Achtsamkeits- und

Bewusstseinstraining für die Darsteller ist.

 

 

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