Kennenlernspiele

 

 

Bevor ich eine Theater AG starte, setze ich mich an mein Laptop und schreibe auf, welche Übungen ich mit den Schülern durchführen will. Das sind in der Regel mehr, als ich wirklich brauche. Man weiß nie, welche Spiele gut ankommen und mit welchen man auf die Nase fällt, daher ist es wichtig, genug Pfeile im Köcher zu haben. Mir persönlich geben die Notizen auch Sicherheit, weil ich am Anfang immer sehr aufgeregt bin und schnell mal was vergesse. Sind wir erst mal in Schwung, dann fange ich an, zu improvisieren und die Spiele zu verändern. Wenn es gut läuft, haben meine neuen Darsteller eigene Ideen, die wir sofort aufgreifen. Nach der AG Stunde notiere ich mir wie die Übungen gelaufen sind, welche neuen Impulse es gab und was ich noch verbessern könnte.

 

 

 

Übungen mit dem Ball:

 

 

 

BALL MIT NAMEN:

 

Kennenlernspiel, Sprech- und Atemübung

 

Ein sehr schlichtes Kennenlernspiel, welches ich noch ein wenig erweitert habe. Nachdem ein Kreis gebildet wurde, wirft man sich gegenseitig den Ball zu und sagt immer den Namen des Empfängers. Wenn man diesen noch nicht weiß, fragt man einfach kurz.

 

Willst du das als Sprech- und Atemübung benutzen, sagst du erst deinen Namen und tippst gleichzeitig den Ball auf die eigene Brust. Dann atmest du bewusst ein und wirfst dem Empfänger den Ball zu, während du seinen Namen sagst. Später probiert ihr das selbe Spiel mit kurzen Sätzen aus: Erst „empfängst“ du einen kurzen Satz gleichzeitig mit dem Ball, dann atmest du ein und sendest schließlich deinen Satz mit dem Ball dem nächsten Mitspieler zu. Dadurch lernt man, beim Sprechen richtig zu senden und seinen Worten ein klares Ziel zu geben. Wenn man den Atem bewusst einsetzt, rappelt man seine Texte auch nicht runter, sondern holt sich immer wieder frische Impulse.

 

 

 

Beispiel:

 

Tony atmet ein. Dann sagt er: „Ich habe großen Hunger.“ Gleichzeitig wirft er den Ball zu Johannes. Johannes hört den Satz und fängt den Ball. Dann dreht er sich zu Walter, atmet ein und sagt: „Die Welt ist rund,“ während er ihm den Ball zuwirft. Usw.

 

 

 

 

 

LUFTVERKEHR:

 

Ein tolles Mitbringsel der Grips Werke: Reaktions- und Konzentrationsspiel im Kreis mit mehreren verschieden aussehenden Bällen. Absolutes Teamwork!

 

Erst spielt man mit „einem“ Ball: Alle Teilnehmer halten einen Arm hoch, außer dem, der als erstes den Ball hat. Der wirft einem Mitspieler den Ball zu und sagt deutlich dessen Namen. Dieser fängt den Ball und wirft ihn weiter zum nächsten und sagt dann dessen Namen.  Sobald man den Ball bekommen hat, lässt man den Arm unten. So geht es weiter, bis alle ihre Arme unten haben. Jeder muss sich merken, zu wem er geworfen hatte, denn nun muss der Ball wieder in der selben Reihenfolge zugeworfen werden, wie in der ersten Runde. Ab jetzt bleiben die Arme unten, da die Reihenfolge ja feststeht.

 

Das mit den Armen macht man nur, um sicherzustellen, dass auch jeder einmal den Ball bekommen hatte.

 

Wenn diese Runde in Fleisch und Blut übergegangen ist, legt man den ersten Ball beiseite und nimmt einen anders aussehenden Ball. Mit diesem Ball macht ihr genau dasselbe, nur das ihr diesmal anstatt Namen, Zahlen einsetzt. Am besten aufsteigend ab „1“. Wenn möglich soll jetzt jeder jemand anderes anwerfen als vorher. Wenn die „Zahlenwürfe“ gut laufen, wird kurz gestoppt und man holt den „Namenball“ wieder in den Kreis. Jetzt gehen beide Bälle in den festgelegten Reihenfolgen um.

 

Wenn das Team richtig gut ist, nimmt man einen dritten Ball dazu und benutzt diesmal das Alphabet, Tiernamen, Obstsorten etc.

 

Damit das auch funktioniert, müssen die Spieler ein Höchstmaß an Konzentration und Ehrgeiz mitbringen. Wenn einer herumalbert, bringt er das ganze Spiel durcheinander.

 

Worauf muss man also achten?

 

Sobald man seinen Ball gesendet hat, auf Empfang umschalten, da der nächste Ball einem sonst ins Gesicht fliegen könnte.

 

Den Ball sanft im Bogen werfen, damit auch ein schlechter Fänger ihn gut kriegen kann.

 

Die Bälle so werfen, dass sie sich nicht in der Mitte treffen.

 

Wenn jemand gerade selbst einen Ball in der Hand hat und dein Empfänger ist, dann warte erst mit dem Werfen, bis er seinen Ball wieder los ist. Vielleicht muss dein Empfänger dir aber ebenfalls seinen Ball zuwerfen. Dann versucht, gleichzeitig zu werfen ohne dass die Bälle sich treffen.

 

Fangt nicht an, zu lachen, wenn jemandem der Ball heruntergefallen ist, sonst kommt ihr sofort aus dem Rhythmus. Macht erstmal so weit wie möglich mit dem anderen Ball weiter, während der Empfänger des „geflüchteten“ Balles diesen rasch und ohne viel Aufhebens zurückholt.

 

Das ist absolut kein Spaß - Spiel, jedoch eines bei dem man den Ehrgeiz des Teams, sich zu konzentrieren enorm anfacht. Bei regelmäßiger Übung werden Instinkt und Reaktion so gut geschult, als ob man Kampfsport trainiert. Nur eben friedlich. Hier führe ich wieder sehr gerne eine Übung aus Starwars an, wo ein Yedi Ritter mit verbundenen Augen versucht, mit seinem Laserschwert eine Kugel zu treffen, die in der Luft herumschwebt. Tatsächlich braucht man ja auch für komische Szenen und „“schlagfertigen“ Humor eine schnelle Reaktionszeit und gute Instinkte.

 

 

 

DER HAUPTDARSTELLER

 

Training für Lampenfieber und Selbstvertrauen

 

Einer wartet hinter dem Vorhang auf der Bühne und die anderen setzen sich vor die Bühne in die erste Reihe. Dann erfolgt ein Ablauf, den ihr am besten vorher absprecht.

 

Zuschauer: 1,2,3 Bühne frei!

 

Der „Hauptdarsteller“ (z.B.: Mustafa) tritt durch den Vorhang auf.

 

Hauptdarsteller: Hallo Leute!

 

Publikum: Hallo Mustafa!

 

Hauptdarsteller: Ich liebe euch alle!

 

Publikum: Wir lieben dich auch!

 

Hauptdarsteller: Danke!

 

Publikum: Bitte!

 

Hauptdarsteller geht ab.

 

Das erfordert sehr großen Mut. Deswegen können die Schüler, wenn sie wollen, anfangs zu zweit auf die Bühne gehen und nacheinander ihren Dialog mit den Zuschauern führen.

 

Kläre vorher ab, dass die Zuschauer in diesem Fall genau so Schauspieler sind, wie der Hauptdarsteller. Ihr Aufgabe ist es, glaubwürdig zu vermitteln, dass sie die größten Fans des Hauptdarstellers sind. Sie sollen sich zu 100 % an die abgesprochenen Texte halten und sie mit maximaler Begeisterung herausrufen. Sollte vom Publikum nicht viel kommen, frage die Zuschauer, ob einer dabei ist der das mal vormachen kann. Das weckt den Ehrgeiz der anderen, ihn zu übertreffen. Andererseits sollen sie auch nicht wild herumschreien, sondern ihren Text direkt zum Hauptdarsteller senden.

 

Mit dem Hauptdarsteller sollte man sehr vorsichtig arbeiten, denn er steht ja vor den Anderen auf dem Präsentierteller. Wenn er es gerade mal so eben, schweißgebadet geschafft hat den Dialog durchzuziehen, entscheidest du, ob du sagst: „Das war hammermäßig cool und jetzt legst du noch eine Schippe drauf.“ Oder du nimmst einfach den nächsten dran, um ihn erstmal zu schonen. Beim nächsten Mal hat er vielleicht schon etwas mehr Selbstvertrauen und steigert sich einen Tick. Versuche die „Hauptdarsteller“ auf jeden Fall dahin zu kriegen, dass sie körperlich offen sind (Hände nicht in den Taschen, Arme nicht verschränkt, nicht schützend im Bühnenvorhang eingewickelt) und laut und deutlich reden. Oft machen sie auch irgendeinen Quatsch um ihre Unsicherheit zu überspielen. Motiviere sie dazu, zu zeigen was sie für coole Typen sind, wenn sie sich nicht hinter „Getue“ und Albereien verstecken.

 

Ein kleiner Nebeneffekt: „Ich liebe euch alle!“ und „Wir lieben dich auch!“ vermittelt eine positive Grundhaltung zueinander, die viele sich heutzutage nicht mehr zu äußern trauen.

 

 Zur Startseite

 

Zu den Theaterstücken

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0