Raumläufe im Theater

RAUMLÄUFE werden in Improvisationskursen gerne genutzt um nicht nur körperlich in Bewegung zu kommen, sondern auch um erste Hemmungen abzubauen. Die Spieler bewegen sich durch den Raum und bekommen alle die selben Aufgaben, so dass der Einzelne nicht das Gefühl hat, unter besonderer Beobachtung zu stehen.

 

Ich starte die Raumläufe immer gerne mit „UNTERSCHIEDLICHEN GESCHWINDIGKEITEN“.

 

 

 

Verschiedene Kommandos:

 

Geschwindigkeit 1: Langsam gehen.

 

Geschwindigkeit 2: Normale Geschwindigkeit.

 

Geschwindigkeit 3: Schnelles gehen (Nicht rennen)

 

Stopp: In der Bewegung einfrieren.

 

 

 

Wie die Schüler sich bei den „schlichten“ Raumläufen verhalten sollen, ist vielleicht Geschmackssache, ich persönlich versuche erst einmal, alles Getue hinter dem man sich versteckt, weg zu nehmen. Im Grunde spielt ja jeder eine Rolle, in der er sich sicher fühlt, wo aber nichts Neues passiert. Sie sollen also erstmal lernen „nicht zu spielen“ und „bei sich zu bleiben“. Die anderen sollen zwar wahrgenommen werden, damit sie nicht zusammenstoßen, jedoch wird erst einmal kein Kontakt aufgenommen. Es wird nicht geredet. Sobald jemand versucht etwas Besonderes zu machen, indem er sich auf eine besondere Weise bewegt (und das passiert sehr häufig) weise ich ihn darauf hin. Das gilt auch für kichern, grinsen und sonstige Verhaltensweisen mit denen man versucht, beunruhigende und ungewohnte Stimmungen zu vermeiden. Wenn das gut klappt, haben die Spieler sofort eine intensivere und selbstbewusstere Ausstrahlung. Ich hole auch gerne mal vereinzelt Teilnehmer raus, damit sie sich das Ganze von Außen anschauen können. In Jugendsprache ausgedrückt sehen sie dann richtig coole Typen auf der Bühne herumlaufen.

 

 

 

Wenn es gut läuft, können die Geschwindigkeiten ohne Vorwarnung variiert werden: Es wird eine Geschwindigkeit 4 hinzugefügt, eine 5, eine Geschwindigkeit ½ oder ¼. Einfach mal schauen, wie sie damit umgehen. Sind sie verwirrt und stellen Fragen, oder treffen sie eine spontane Entscheidung und setzen das Kommando einfach auf ihre Weise um?

 

 

 

Die Übung kann dann durch verschiedene NEUE KOMMANDOS erweitert werden: Hinsetzen, in die Luft springen, rückwärtsgehen, seitlich gehen. All das immer noch in den verschiedenen Geschwindigkeiten.

 

 

 

 

 

Bei den folgenden Erweiterungen nimmst du dann die Geschwindigkeitsangaben weg.  Jetzt geht es mehr um schauspielern und Phantasie:

 

 

 

VERSCHIEDENE MATERIEN

 

Damit kann man wirklich Spaß haben, besonders mit jüngeren Schülern.

 

Sie bewegen sich:  in Schlamm, Schnee, über spitze Steine, auf dem Mond, unter Wasser, durch Schilf, durch hohes Gras, auf heißem Sand etc. Die Kinder können eigene Ideen äußern.

 

 

 

VERSCHIEDENE CHARAKTERE

 

Ihr geht als: Alter Mann, Baby, Polizist, Kindergartenkind, Erstklässler, Sechstklässler, Jugendliche, erwachsener Mann (Frau), Greis. (+ offen für Vorschläge sein)

 

 

 

 

 

VERSCHIEDENE TIERE

 

Das ist eine Übung die bis zur dritten Klassenstufe gut geeignet ist.

 

 

 

Mit GEFÜHLEN EINFRIEREN:

 

Anweisung: Ihr bewegt euch durch den Raum und wenn ich „freeze“, sage friert ihr ein und schaut:

 

fröhlich, ernst, wütend, traurig, trotzig, verletzt, neugierig, panisch, klug, dumm, müde, gestresst, ängstlich, hungrig, durstig, fies, arrogant, streng, frech. (+ offen für Vorschläge sein)

 

Diese Übung kann auch wieder mit verschiedenen Geschwindigkeiten gemacht werden.

 

Variante: Ihr friert nicht ein, sondern geht in den entsprechenden Stimmungen durch den Raum.

 

 

 

BEGRÜSSEN

 

Es werden so viele Hände wie möglich geschüttelt und „Guten Tag“ gesagt. Auf respektvollen und achtsamen Umgang achten.  Die Versuchung herumzualbern ist sehr groß. Das kann auch erst einmal zugelassen werden und dann sagt man: „Jetzt ohne zu spielen“ guten Tag sagen.

 

Variante: Mit einem bestimmten Gedanken guten Tag sagen:

 

Z.B.:

 

- ihr habt Euch jahrelang nicht gesehen - ihr seid ganz wütend aufeinander.

 

- ihr habt vom anderen etwas kaputt gemacht, aber er weiß es noch nicht.

 

- ihr seid heimlich ineinander verliebt.

 

(+ offen für Vorschläge sein)

 

 

 

KERNIGE SÄTZE

 

Ihr bewegt euch durch den Raum und sagt immer den selben Satz. Versuche ihn in verschiedenen Stimmungen und Lautstärken zu sagen. Rappelt den Satz nicht schnell und monoton runter, sondern lasst euch immer etwas Zeit. Sobald ich in die Hände klatsche, dreht ihr euch zum Publikum, atmet alle gleichzeitig ein und sagt dann gleichzeitig den Satz zum Publikum (bzw. Richtung Zuschauerreihen)

 

 

 

Beispiele für „kernige Sätze“:

 

Hilfe, ich komm hier nicht wieder raus!

 

Ich finde dich total süß!

 

Endlich Pause!

 

Ich war das nicht!

 

Darf ich das machen? Bitte Bitte!

 

Ich hab eine Eins! Ich hab eine Eins!

 

Sie/ Er liebt mich!

 

Ich glaube ich werde verfolgt.

 

Seid doch nicht so laut!

 

Ich finde es schön.

 

Ich habe mir wehgetan!

 

Ich hab es nicht so gemeint!

 

Wie gefällt euch mein Kleid?

 

Ich bin Mister Universum.

 

Ich kann schon Autofahren.

 

Ihr lügt doch alle!

 

Hat hier mal jemand einen Euro?

 

Ich bin ein Versager!

 

(+ offen für Vorschläge sein)

 

 

 

 

 

VARIANTE 1: Der Spielleiter flüstert jedem Spieler individuell einen Satz zu, den dieser immer wiederholen soll. Alle gehen also mit verschiedenen Sätzen über die Bühne. Wenn es gut läuft, kann man den Spielern auch immer neue Sätze geben. Bei sehr selbstständigen Spielern kann sich daraus auch eine improvisierte Szene ergeben.

 

VARIANTE 2: Der Spielleiter sagt allen den gleichen Satz. In kleinen Abständen gibt er wieder neue Sätze rein.

 

VARIANTE 3: Der Spielleiter schickt einen nach den anderen mit einem bestimmten Satz auf die Bühne.

 

Beispiel: Die Bühne ist leer. Jetzt betritt Leo die Bühne und sagt: „Endlich Pause!“ Er bewegt sich weiter über die Bühne und wiederholt den Satz. Nach kurzer Zeit betritt Alex die Bühne und sagt: „Ihr lügt doch alle usw. bis alle Spieler auf der Bühne sind. Auf ein Zeichen des Leiters bleiben alle stehen, drehen sich zum Publikum, atmen gemeinsam ein (um zu gewährleisten, dass sie auch gleichzeitig reden) und sagen noch einmal ihren Satz.

 

Während die Schüler sich als Gruppe über die Bühne bewegen sagen sie ihren Satz manchmal zum Publikum, manchmal zu sich selbst, manchmal zu den Mitspielern und manchmal zu den Göttern.

 

Diese Übung kann eine publikumstaugliche Performance sein, die es zu zeigen lohnt. Hier ist es wieder wichtig, dass Spaß nicht mit Albereien verwechselt werden soll. Es sieht nur lustig und unterhaltsam aus, wenn die Spieler ihre Sätze wirklich ernst meinen.

 

 

 

GÄNGE IMITIEREN

 

Einige Spieler bleiben als Beobachter vor der Bühne. Die anderen bewegen sich jetzt wieder quer über die Bühne. Jeder sucht sich einen aus, dessen Gang er unauffällig imitiert. Nach zwei Minuten sollen die Beobachter erraten, wer wen imitiert hat. Da kommen zuweilen sehr interessante Kombinationen zustande. Zum Beispiel, dass zwei Spieler sich zufällig gegenseitig imitieren. Oder A imitiert B, B imitiert C und C imitiert wiederrum A.

 

 

 

 

 

ZIEL ANSTEUERN

 

Jeder sucht sich immer wieder einen bestimmten Punkt im Raum, atmet kurz ein und sagt „da“ während er auf diesen Punkt zeigt. Dann steuert er mit ausgestreckten Arm auf diesen Punkt zu. Hat er ihn erreicht, macht er dasselbe mit einem neuen Ziel. Wenn ein Mitspieler den Weg kreuzt, wird kurz angehalten, während man das Ziel weiter fixiert.

 

Das ist ebenfalls ein tolles Training für Konzentration und Präsenz.

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Julia (Freitag, 26 Oktober 2018 21:22)

    Hi Olli, das sind super Übungen...da mach ich viele davon auch in meinen Schauspielgruppen. Ein paar neue Sachen waren auch dabei! Danke Dir!